Mathematik soll Spaß machen und verständlich sein
Prof. Dr. Sebastian Wartha sprach auf Einladung der Beratungs- und Förderzentren des Lahn-Dill-Kreises und des Verbandes Sonderpädagogik in der Haigerer Stadthalle
Zu einem kurzweiligen Vortrag aus der Veranstaltungsreihe „Auf dem Weg zur Inklusion“ hatten die Beratungs- und Förderzentren (kurz „BFZ“) des Lahn-Dill-Kreises, die Schule am Budenberg und die Schule für Erziehungshilfe, und der Verband Sonderpädagogik (VDS Hessen) in der vergangenen Woche nach Haiger eingeladen. Referent war Prof. Dr. Sebastian Wartha, der derzeit eine Professur für Elementar- und Primarbildung am Institut für Mathematik und Informatik der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ausübt. Seit 2009 ist Wartha Leiter des Instituts. Zuvor war er an der Universität Bielefeld, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter unter Prof. Schipper mit an der Entwicklung des „Bielefelder Rechentests“ beteiligt war. Wartha sprach zum Thema „Rechenstörungen vorbeugen – Diagnose, Prävention und Förderung bei besonderen Schwierigkeiten beim Rechnen“. In dem gut zweistündigen Vortrag wurde deutlich, wie wichtig dem Hochschullehrer aus Karlsruhe die Überwindung mathematischer Lernhürden sind. Ihm geht es darum tragfähige mathematische Grundvorstellungen aufzubauen. Diesbezüglich mahnte er, „man solle die didaktischen Hürden wahrnehmen, anstatt die Gründe im Kind selbst zu suchen und es gar als ´dyskalkulisch´ abstempeln“. Die Art und Weise wie Wartha in der Praxis arbeitet wurde den rund 200 Zuhörern aus BFZ und Regelschule in der Haigerer Stadthalle an Video-Beispielen der „Beratungsstelle für Rechenstörungen“ in Karlsruhe deutlich. Dort werden Kinder und Erwachsene geschult, die besonders langanhaltende und schwerwiegende Probleme beim Mathematiklernen haben. „Mathematik soll Spaß machen und verständlich sein. Letztlich geht es doch darum, dass wir mündig mit Zahlen umgehen lernen, um unseren Alltag gestalten zu können“, so der Hochschulprofessor. Um eine Verständlichkeit von Zahlenzusammenhängen und -wertigkeiten zu erreichen, arbeitet das Team um Wartha vor allem mit Rechenmaterialien, die greifbar sind. „Erst wenn man nach und nach durch das Arbeiten mit Hilfsmitteln, wie beispielsweise dem Rechenschieber, ein inneres Zahlenverständnis bekommt, wird man Rechenschwächen überwinden können“, so der Gast aus Karlsruhe. Für ihn gehören Fehler und Begründungen ebenso zum guten Lernprozess wie das ´handlungsbegleitende Versprachlichen´ mathematischer Lösungsschritte. Letzteres sei zwar „hoch komplex, aber unverzichtbar“.
Im Anschluss an das Referat bestand die Möglichkeit, Fragen an den Referenten zu stellen, wovon rege gebraucht gemacht wurde. „Wir haben heute sehr viel Interessantes gehört. Wartha hat deutlich herausgestellt und charismatisch ausgeführt, wie zentral und entscheidend der individuelle Blick auf die Kompetenzen des einzelnen Schülers ist. Nur dadurch können tragfähige Lernprozesse individuell angepasst und langfristig angelegt werden. Und dieser Blick richtet sich auf alle Schüler. Das ist Inklusion.“, so die Rektorin der Schule am Budenberg, Silvia Fladerer, die als Gastgeberin fungierte. Fladerer freute es besonders, dass die Schulamtsdirektoren Thomas Weber und Michael Jung durch ihren Besuch die Wichtigkeit dieser Vortragsreihe „Inklusion“ unterstrichen haben.
Bericht: Sebastian Pulfrich / Marko Best